Porzellan “VERSTEHEN“ - Fortbildung für MTK-Lehrerin in Italien
vom 30.07.2018
Sie schreibt:
"Beim Studium der Kursangebote für das Jahr 2018 fiel mir der Name der Dozentin Antoinette Badenhorst in die Augen, eine international anerkannte, aus Südafrika kommend und in den USA lebende Keramikkünstlerin mit dem Thema : “Understanding Porcelain“ (“PORZELLAN VERSTEHEN“). Ich kannte Antoinette durch zahlreiche Publikationen in Fachzeitschriften und aus dem Internet und jetzt hatte ich die Chance, sie persönlich kennen zu lernen, vor allem aber von ihr zu “LERNEN“. Diese Gelegenheit wollte ich nicht verpassen und mich dieser Herausforderung stellen. Ihre Porzellangefäße, die ich immer wieder bewundere, sind voller Leichtigkeit, schwungvoll in ihrer Bewegung, mit der Hand geschnitzt, grazil, lichtdurchlässig, innen sehr dezent farbig glasiert, auf gedrehten Sockeln sitzend oder auf Porzellangebilden kunstvoll arrangiert. Da ich selbst seit einigen Jahren mit dem keramischen Material Porzellan, mit der Hand aufbauend und auf der Drehscheibe arbeite und auch bestrebt bin, dass meine Arbeiten hauchdünn und lichtdurchlässig sind, wusste ich, welches meisterhafte Können in ihren Kunstwerken steckt.
Ich freute mich sehr über die erfolgreiche Anmeldung der MTK-Schule am EU-Programm „Erasmus+“, dank dem außer mir noch 11 weitere Lehrer der Schule verschiedene Fortbildungen in drei europäischen Staaten wahrnehmen konnten. Ich packte meinen Koffer mit Neugierde, mit frohem Mut, Tatendrang und mit freudigen Erwartungen und machte mich gut vorbereitet auf den Weg in die Toskana.
Durch das Internet und durch die Fachzeitschrift “Internationale Keramik“ hatte ich einige Vorstellungen von der Keramikschule „La Meridiana“. Als ich aber ankam, war ich überwältigt von der wunderschönen Lage. Die Schule offenbarte sich friedlich eingebettet, von sanften Hügeln, Weinfeldern und Zypressen umgeben. Eine regelrechte Einladung, um dort kreativ zu sein! Zuerst aber genossen wir Kursteilnehmer, aus den USA, England und Deutschland kommend, zwölf Damen und ein Herr, ein sehr leckeres toskanisches Willkommens-Abendessen. Bei einem Gläschen Rotwein machten wir in fröhlicher Runde die ersten (auch sprachlichen) Kennlernversuche, um das dann beim gemeinsamen Arbeiten intensiver fortzusetzen.
Voller Vorfreude trafen wir uns dann am ersten Kurstag im Atelier und staunten, dass wir mit dem weltbekannten australischen Porzellan “southern ice“ arbeiten durften. Es gibt viele verschiedene Arten von Porzellanen, jedes mit seinen spezifischen Eigenschaften in der Be- und Verarbeitung, sowie im Brennverhalten, die es zu “VERSTEHEN“ und letztendlich zu beherrschen gilt. Wir begannen mit einer Übung, dem Pinchen, wobei allein, nur mit den Händen die Porzellanmasse zu einem Gegenstand geformt wird. Bei dieser sinnlichen Erfahrung, lernten wir die Eigenschaften und Verhaltensweisen des Materials kennen, um anschließend erfolgreich auf der Scheibe zu drehen, mit Hilfe von Formen oder frei Gegenstände zu bauen.
An allen Unterrichtstagen lauschten wir aufmerksam und sehr gespannt den weiterführenden informativen, ausführlichen Lehr-, und Diavorträgen, sowie den praxisbezogenen Demonstrationen von Antoinette. Keine Frage blieb unbeantwortet. Stets stand sie jedem Kursteilnehmer helfend zur Seite. Sie gab ehrliche Hinweise auf mögliche Verbesserungen. Vor allem aber sparte sie nicht mit Lob, was ein wichtiger Ansporn war und uns alle beflügelte, das theoretisch Gelernte, so gut wie möglich in der Praxis umzusetzen.
So positiv motiviert, machte das tägliche gemeinsame Arbeiten in einer harmonischen Atmosphäre, geprägt von gegenseitiger Achtung und Hilfsbereitschaft sehr viel Freude und Spaß. Letzteres hatten wir auch in unserer gemeinsamen Freizeit. Wir besuchten historische Sehenswürdigkeiten, schauten einheimischen Keramikkünstlern in ihren Ateliers fachsimpelnd über die Schulter und hatten auch die Möglichkeit, Ausflüge, zum Beispiel nach Siena, Florenz und Pisa zu unternehmen. Die Tage waren ausgefüllt mit “ fleißigem Treiben“ im Atelier, mit vielen wunderbaren Erlebnissen in der Toskana. Letztendlich konnte jeder Kursteilnehmer seine eigenen unverwechselbaren Kunstwerke nach dem Höhepunkt, dem Öffnen des Brennofens, in den Händen halten.
Freudig, mit netten persönlichen Worten überreichte Antoinette am letzten Abend jedem Teilnehmer das Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme an ihrem Kurs “Understanding Porcelain“. “PORZELLAN VERSTEHEN“ ist ein langwieriger Prozess und kann nicht mit dem Kurs enden, da waren wir uns alle einig. Mit Stolz erfüllt, mit wunderschönen gelungenen Kunstwerken im Gepäck und mit der Gewissheit auch neue Freunde gefunden zu haben, versprachen wir uns in Kontakt zu bleiben um weitere Erfahrungen auszutauschen, was bis jetzt prima funktioniert."
Als Ergebnis dieser internationalen Fortbildung haben wir als Kunstschule beschlossen, diese Erfahrungen in neuen Kursen umzusetzen, dabei auch unser historisches Erbe, begründet in den Manufakturen in Meißen und Freital, aufzugreifen, zu pflegen und zu bewahren. Wir möchten einen neuen Kurs sowie Workshops mit dem Thema "Porzellangestaltung" anbieten. Diese sollen regionales, besonders aber internationales Interesse wecken und mithelfen unsere Schule im In- und im Ausland bekannter zu machen.
Wir möchten den Kreis aller Kunst-Interessenten erweitern. Das erste Angebot wird im Herbst mit dem Thema “Herstellen von Weihnachtsbaumschmuck“ stattfinden, was auch für Anfänger geeignet ist. Ich freue mich schon heute auf eine rege Teilnahme.
Jederzeit sind auch Anmeldungen für den Keramikkurs am Mittwoch möglich.
- Porzellangefäß gepinscht
- Gefäß auf gedrehtem Sockel
- Gruppenfoto internationale Keramikschule La Meridiana