Keramikfortbildung in Frankreich
vom 01.07.2013
Ein Leben lang lernen Der dänische Theologe und Dichter Nikolaj Frederik Severin Grundtvig (1783-1872) gilt als Begründer der Idee des lebenslangen Lernens. Er war der Ansicht, dass allen Menschen ein Leben lang eine sinnvolle Bildung zugänglich sein sollte. Seinen Namen trägt eines der vier Bildungsprogramme der Europäischen Union und wird durch Bildungskooperationen vom Jahr 2007 bis zum Jahr 2013 mit 7 Milliarden € gefördert. Ich, Gudrun Sochorik, Keramiklehrerin an der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz konnte diese Fortbildungsmöglichkeit im Rahmen der " Weiterbildung für Bildungspersonal" nutzen. Meine Studienreise mit dem Thema "Komplizierte Töpfertechniken für Fortgeschrittene" in Bezug auf pädagogisch-, didaktisch-, methodischer Herangehensweisen in der Erwachsenenbildung, führte mich hauptsächlich nach Frankreich und anschließend nach Spanien. In dem kleinen Städtchen Marambat, ca.100 km vom Flughafen Toulouse entfernt, erwartete mich ein einsam gelegenes, mit alten Backsteinen gebautes Gehöft. Ringsherum Feigenbäume, ein großer schattenspendender Kastanienbaum, ein herrlicher Gemüsegarten, Ziegen, Hühner, Pferde, einfach perfekt um kreativ tätig zu sein. Ein Ort der mir nicht unbekannt war, denn ich weilte schon einige Male bei Paula und Georg Trabut, um in ihrem Atelier an Kursen mit internationaler Beteiligung teilzunehmen. Wie immer erstellten wir im Vorfeld einen individuell zugeschnittenen Kursplan. Wie immer wollten wir wieder etwas "Neues" ausprobieren. So planten wir diesmal auch mit Künstlern der Region und mit der Kunstschule, in der nahe gelegenen Stadt "Auch", gemeinsame Workshops mit außergewöhnlichen Experimenten, Hospitationen und Erfahrungsaustauschen. Bei all diesen Vorbereitungen kam mir der Gedanke Europa in den Mittelpunkt meiner Arbeiten zu stellen. Ich wählte das Thema "EUROPA" "EINHEIT IN DER VIELFALT - DIE VIELFALT IN DER EINHEIT " Um so mehr ich mich mit diesem Thema inhaltlich auseinandersetzte, um so mehr Ideen kamen mir für die kreative Umsetzung. Da waren schon mal die Naturmaterialien Ton und Porzellan, die in allen europäischen Ländern in regional unterschiedlichster Zusammensetzung und entsprechenden Farben zu finden sind. Schon hier war "Einheitlichkeit und Vielfältigkeit" zu erkennen. Nun beschäftigten mich fachlichen Fragen, denn ich wollte diese Vielfältigkeit von Naturvorkommen in eine Einheit bringen. So stand zum Beispiel in meiner Arbeitsgruppe einige Tage die "Königsdisziplin" Porzellanmasse auf der Töpferscheibe in verschiedenen Formen zu drehen, im Vordergrund. Eines unserer schwierigen Experimente war, grobe dunkle Tonmasse auf das weiße Porzellan aufzudrehen. Mit zwei unterschiedlichen Materialien eine "Einheit" finden, "Kontraste" durch Farbunterschiede aufzeigen, mit unterschiedlichen Materialien und die jeweilig verschiedenen Verhaltensweisen bei der Formgebung und im Brennvorgang beherrschen, all das in Einklang zu bringen, war eine echte Herausforderung und ich war hierbei meinem Thema sehr nah. Von der Natur inspiriert fertigte ich eine weitere Europa-Interpretation. 27 Tonscheiben, stellvertretend für die einzelnen europäischen Länder befestigte ich auf einem, von mir auf der Scheibe gedrehten Sockel. In mühevoller Kleinarbeit zupfte ich nun die Scheiben ganz individuell zurecht und nach dem ersten Brand bekam sie mit Kupferoxid ihre grüne Farbe, die den weiteren hoffnungsvollen Weg Europas deuten soll. Als ich dieses Projekt beendet hatte waren es bereits 28 Mitgliedsstaaten. Nun mache ich mir Gedanken, wie ich weitere Staaten in mein Projekt einbringe und weiter gestalte. Neben Licht- und Schattenobjekten, dargestellt mit weißem Porzellan und schwarzem Ton in unterschiedlichen Techniken, fertigte ich ortsübliche Gebrauchsgegenstände. Auch das Wahrzeichen von Frankreich, der weltbekannten Eifelturm entstand als Dank an das Gastgeberland über die gesamte Fortbildungszeit. Den Grundkörper habe ich auf der Scheibe gedreht und die Oberfläche anschließend mit der Facetten- und in zeitaufwendiger Ritztechnik gestaltet. Bei Paula und Georg Trabut und in der Region traf ich auf töpferbegeisterte Kursteilnehmer und Dozenten aus verschiedenen Europäischen Ländern, wie Frankreich, Spanien, England und der Schweiz. Meinem Thema "Einheit in der Vielfalt - Vielfalt in der Einheit" konnte ich beim gemeinsamen Arbeiten, bei Erfahrungsaustauschen und freundschaftlichen Begegnungen in Frankreich und auch in Spanien intensiv erleben und spüren. In Spanien besuchte ich u. a. ein kleines Dörfchen namens Elosu. Früher hatte dort die Töpferei eine große Tradition. Heute erzählt ein Baskisches Töpfereimuseum, was gleichzeitig den gesamten Fertigungsprozess zeigt, davon. Ich war mit der Leiterin der Einrichtung, Blanka Gómez de Segura verabredet. Bei unserem Rundgang erzählte sie mir leidenschaftlich von der Einrichtung des Museums, verwies auf geschichtliche Hintergründe und freute sich über den Wiederaufbau der ehemaligen Töpferei, mit der baldigen Fertigstellung des alten holzbefeuerten Ofens. Anschließend zeigte sie mir an ihrer Töpferscheibe uralte Töpfer-Tricks über die ich nur staunen konnte. Um diese zu Hause in Deutschland selbst ausprobieren zu können, schenkte sie mir das entsprechende Werkzeug, worüber ich sehr dankbar war. Zu meiner Freude stellte sich noch heraus, dass sie meine Heimatstadt Dresden bestens kannte, denn sie war vor 4 Jahren beim Internationalen Keramikfestival in Annaberg Buchholz zu Gast. Gern denke ich an die viel zu schnell vergangene Zeit, in der ich wieder viel gelernt und auch neue Freunde gefunden habe. Die entstandenen Freundschaften in Spanien und Frankreich, wie zum Beispiel mit der Kunstschule in der Stadt "Auch" werde ich pflegen und ausbauen und vielleicht wird die Musik-Tanz- und Kunst-Schule Bannewitz der nächste "Fortbildungsgastgeber" für internationale Keramik-Künstler sein.
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