Europäisches Projekt
Neue Wege der Erwachsenenbildung an MusikschulenDreijähriges europäisches Projekt brachte interessante Ergebnisse Die Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz e.V. führte von 2004 bis 2007 gemeinsam mit der Landesmusikschule St. Georgen an der Gusen (Österreich), der Ecole de Musique Paul Gaudet Amboise (Frankreich) und der Musikschule Überetsch (Italien) ein von der EU gefördertes Projekt im Rahmen des Grundtvig-Programmes durch. Im Mittelpunkt stand der Erwachsenenunterricht an Musikschulen, der in vielen europäischen Ländern nicht nur aufgrund der Altersstruktur sondern auch infolge vermehrter Freizeit und veränderter Lebensstile im Wachsen begriffen ist.In Anbetracht dieser Tatsachen sollte dieses Projekt konkrete Vorgangsweisen und Methoden entwickeln bzw. identifizieren, die es den Lehrern ermöglichen, auf die besonderen Bedürfnisse erwachsener Schüler einzugehen und ihre Voraussetzungen optimal zu nutzen und zu fördern. Stehen doch die Lehrkräfte an Musikschulen vor dem Problem, dass die Lehrmethoden ihrer Ausbildung an den Hochschulen vorwiegend auf den Unterricht von Kindern und zu wenig auf die Bedürfnisse von Erwachsenen einschließlich Senioren ausgerichtet waren.
Was geschah in diesen drei Projektjahren?
Zunächst wurden für die Erfassung der Ausgangssituation Fragebögen für Schüler, Lehrer, Unterrichts- und Konzertbeobachtungen erstellt. Die am Projekt beteiligten 19 Lehrer aus vier Nationen sammelten und verglichen ihre Erfahrungen zu den Besonderheiten des Erwachsenenunterrichts, zu Vorteilen und Nachteilen sowie Defiziten. Daraus ableitend wurden spezielle Seminare mit Fortbildungen zu bestimmten für den Erwachsenenunterricht relevanten Themen für alle teilnehmenden Lehrer organisiert. In der anschließenden Zeit erfolgte die Anwendung und Erprobung im Unterricht in den vier Musikschulen mit insgesamt 137 SchülerInnen.Nach drei Jahren erfolgte eine erneute Fragebogenaktion sowie Unterrichts- und Konzertbeobachtungen. Die Auswertung der Fragebögen und der Erfahrungsberichte von Direktoren, Lehrern und Schülern brachten interessante Ergebnisse und Schlussfolgerungen, die in französischer und deutscher Sprache veröffentlicht wurden.
Ergebnisse des Projektes
Neben den fachspezifischen Ergebnissen hat dieses Projekt, wie die Ergebnisse, Schlussfolgerungen und persönlichen Berichte zeigen, alle Beteiligten in ihrer Entwicklung und den Unterricht selbst ein gutes Stück weiter gebracht. Die gemeinsamen Arbeitstreffen, Seminare und Konzerte in allen vier Ländern haben den beteiligten Lehrern, Leitern und Schülern eine Erweiterung des Horizontes nicht nur auf musikpädagogischem Gebiet gebracht, sondern auch das Wissen über die Kultur und Lebensweise der anderen erweitert und nicht zuletzt über die Bedingungen der Musikschulen gegeben. Die Partnerschaften der Schulen und die persönlichen Freundschaften zwischen den Beteiligten „sind ein Schatz, den wir auch über das Projekt hinaus hüten und pflegen wollen“, wie Linde Dietz-Lippisch aus Südtirol schreibt.Das wichtigste Ergebnis ist jedoch die Enddokumentation in der nach Abschluss des Projektes die gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse zusammengefasst und als Broschüre gedruckt wurden. Im Vorwort zu dieser Broschüre schreibt Prof. Reinhart von Gutzeit, der Rektor der Universität Mozarteum Salzburg:„So brauchen die Lehrenden für diese Arbeit am Anfang das Gleiche, wie ihre erwachsenen Schüler: den Mut, sich auf ein weniger sicheres Terrain zu begeben. Den holt man sich am besten im systematischen Erfahrungsaustausch mit anderen, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen. Noch viel besser, wenn der Erfahrungshorizont ein europäischer ist und auch Erkenntnisse zu Tage fördert, die auf der Ebene regelmäßiger kollegialer Zusammenarbeit im nationalen Rahmen kaum erwartet werden dürften. Darum ist das Projekt, das in dieser Schrift dargestellt wird, eine erstrangige Möglichkeit, einer neuen Variante der Musikpädagogik eine kräftige Starthilfe und viele wichtige inhaltliche Impulse zu geben.“