Erasmusreise ins Kulturland Oberösterreich
vom 16.05.2022
Erasmusreise ins Kulturland Oberösterreich
Herzlich empfing uns Musikschulleiter Christian Fürst. Er berichtete uns über die 40-jährige Erfolgsgeschichte des 1977 gegründeten Landesmusikschulwerks. Die Landesmusikschulen Oberösterreichs unterstehen dem Landesmusikschulwerk und sind eine prägende Säule des Kulturlandes Oberösterreich. Sie haben sich als Zentren musischer Bildung, aber auch als Kulturzentren etabliert, die in den Regionen des Landes für vielfältige kulturelle und künstlerische Impulse verantwortlich sind. Breiten- und Spitzenförderung hat gleichwertige Bedeutung, was einerseits in den vielen Orchestern, Chören und Ensembles im Land und andererseits bei Jugendmusikwettbewerben und Aufnahmen in Musikuniversitäten hör- und sichtbar wird.Derzeit werden an 156 Landesmusikschulen rund 37.000 Personen in rund 52.000 Fächern von mehr als 1.400 Lehrkräften unterrichtet. Die musikalische Ausbildung genießt in Oberösterreich einen hohen Stellenwert. Alle Lehrer sind beim Land festangestellt. Die Gebäude werden von den Gemeinden gebaut bzw. zur Verfügung gestellt. Der Standort des Musikschulgebäudes grenzt meist an der im Ort befindlichen Grundschule an, so dass die Räumlichkeiten von den Musikschülern wie auch den Kindern der Grundschule gemeinsam genutzt werden können.
Da im Hauptgebäude am Tag unserer Anreise kein Tanz- und Querflötenunterricht stattfand, fuhren wir mit der Tanzlehrerin in die Landesmusikschule nach Leonding. Dort konnten wir im Fach Blockflöte, Fagott, Querflöte und Tanz hospitieren. Besonders interessant war der Hackbrett-Unterricht. Hackbretter sind Saiteninstrumente, die nach der Art der Tonerzeugung auch zu den Schlaginstrumenten gezählt werden. In Sachsen ist dieses Instrument nur wenigen Menschen bekannt.
Auch unsere Geigenlehrerin tauschte ihre Fragen und Unterrichtmethoden mit ihrer österreichischen Kollegin aus. Über die große Offenheit und Bereitschaft, den Unterricht mitgestalten zu dürfen, war sie sehr dankbar.
Mit Hospitation bei einer Streichorchesterprobe endete unser erster Tag. Wir waren überrascht, dass viele Erwachsene, teilweise zusammen mit ihren eigenen Kindern, an dieser Probe teilnahmen. Eine gute Konstellation, die wir als Idee für unsere Schule mit nach Hause nehmen. Ebenfalls hat uns die Tatsache beeindruckt, dass die SchülerInnen für verschiedenste musische Aktivitäten (Unterricht, Orchesterprobe, Theorie und Gehörbildung …) mehrmals in der Woche die Musikschule aufsuchen. Das würden wir uns auch zu Hause wünschen.
Linz – immer eine Reise wert
Ein Rundgang durch die Kulturstadt Linz stand am zweiten Tag auf unserem Programm. Das Brucknerhaus – ein internationales Konzerthaus, Lentos – das Kunstmuseum, Ars Electronica Center – Museum der Technik und Zukunft, der Linzer Mariendom und die historische Innenstadt beeindruckten uns sehr. Neben den vielen Sehenswürdigkeiten hat uns aber die Herzlichkeit und vor allem die Gastfreundlichkeit der Österreicher sehr begeistert und gerührt.
Am Nachmittag durften wir die Außenstelle der Landesmusikschule in Steyregg besichtigen. Ein geniales Musikschulgebäude zum Vorzeigen. Die bestens ausgestatteten Räume, der Licht durchflutet Eingangsbereich und der Konzertsaal begeisterten uns sehr.
Zum Ende des Tages erlebten wir noch ein großartiges Konzert im Musiktheater von Linz. Die 1963 in Münster geborene deutsche Tänzerin, Musicaldarstellerin, Chansonsängerin und Schauspielerin Ute Lemper trat in bedächtiger Eleganz ins Rampenlicht und berührte uns mit ihrer Stimme und eigenen Interpretationen zu Liedern von Astor Piazolla, dem Begründer des Tango Nuevo, sehr. Ihr Konzert ist dem Komponisten, der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde, als Hommage an sein Lebenswerk gewidmet. Es war für uns ein tolles Erlebnis dabei zu sein.
Bei uns spielt die Musik
Mit Sicherheit etwas Besonderes war unser Besuch bei der 17. Musik-Messe in Ried am dritten Tag unserer Erasmusreise. Für uns 3 Pädagogen war das ein bereichernder Branchentreffpunkt mit Auftritten von mehr als 20 Chören, Konzerten, Instrumentenbauern, Händler und vor allem dem Vortrag von Prof. Manfred Spitzer zum Thema „Die Wirkung von Musik auf die Entwicklung von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen“.Das oberösterreichisches Landesmusikschulwerk arbeitet seit längerer Zeit in Kooperation mit dem bekannten Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Landesmusikschulwerks hat das Land Oberösterreich eine Studie zur Wirkung musikalischer Früherziehung auf die Entwicklung von Kindern in Auftrag gegeben.Dieser Vortrag, an dem wir zum Abschluss unseres 3-tägigen Lernaufenthaltes anwesend sein durften, war die erste Veröffentlichung dieser Studie und Prof. Manfred Spitzer hat uns eindringlich erläutert, welche prägende Wirkung musische Bildung vor allem im Kleinkindalter hat. Eine von vielen wichtigen Erkenntnissen war u.a.: Wenn die Gesellschaft Geld in Bildung investieren möchte, ist es laut Studie am effektivsten, es bereits im Kleinkindalter einzusetzen. Es ist notwendig und es lohnt sich in musische Bildung zu investieren. Letztendlich bereichert es die gesamte Gesellschaft.
Wir sind dankbar für diese bereichernde und inspirierende Reise.
- Landesmusikschule St. Georgen an der Gusen (bei Linz/Oberösterreich)