Musik in Kopf und Herz

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Musik in Kopf und Herz
Jan Rentsch hat beim Deutschen Akkordeon-Musikfestival überzeugt. Die nötige Konzentration holt er sich durch Schach.

14.09.2015 Von Dorit Oehme

Kopf und Herz
Akkordeonschüler Jan Rentsch ist bereits sehr erfolgreich mit seinem Instrument. Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Mit irischer Musik zieht er bei unterhaltenden Auftritten neuerdings ein. Erst kürzlich spielte Jan Rentsch so für eine Hochzeitsgesellschaft. Zum Gespräch in der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz spielt der Zwölfjährige als erste Kostprobe eine Bearbeitung der „Ballade pour Adeline“ von Richard Clayderman. Die Zuhörerschaft ist ausnahmsweise klein. Dafür hat Jan Zeit, von seinem Akkordeonspiel zu erzählen.

Im Juni überzeugte der Zwölfjährige beim 13. Deutschen Akkordeon-Musik-Festival im baden-württembergischen Bruchsal in 15 Minuten mit fünf Stücken, die von Klassik bis Tango reichten, die Jury: Im Bundesfinale um den Deutschen Akkordeon-Musikpreis erhielt Jan das Prädikat „Ausgezeichnet“. „Es war ein toller Erfolg“, sagt seine Akkordeonlehrerin Olga Güntner, die ihn auch zusätzlich zum Unterricht intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet hat.

Nach Veranstalter-Angaben war Bruchsal in diesen Tagen die deutsche „Akkordeon-Hauptstadt“. Rund 400 Spieler gaben mit ihren Akkordeons, Mundharmonikas oder Handharmonikas ihr Bestes für den alle drei Jahre ausgelobten Preis. Jan Rentsch war mittendrin. „Ich hatte ganz schön Respekt“, erinnert er sich. Doch am Tag vor dem Auftritt unterhielt er die Passanten in der Fußgängerzone noch mit Straßenmusik – und begeisterte sie.

Jan spielt mit ganz eigenem Ausdruck und auswendig. „Mein Lieblingsstück ist ‚Fluch der Karibik‘, verrät der Siebtklässler, der am Gymnasium „Bürgerwiese“ in Dresden lernt. Er schließt die Augen. Dann interpretiert er seinen Favoriten emotionsreich, dynamisch und voller Spannung. Auch der Hit „A Swingin’ Safari“ von Bert Kämpfert aus den 1960er-Jahren gehört zu Jans Repertoire. „Beim Üben sind so viele Wiederholungen nötig, ehe ein Stück aufführungsreif ist“, sagt sein Vater, Jürgen Voitel. Er ist oft Jans erster Zuhörer und sucht auch nach guten Erprobungsmöglichkeiten für seinen Sohn. „Alles bringt Jan ein Stück weiter“, sagt er. Auch mit dem Gitarristen Frank Fröhlich, einem guten Freund, habe Jan schon einmal gespielt.

Seinen ersten größeren Auftritt hatte der Possendorfer erst Anfang 2013 im Regionalausscheid des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. „Wenn ich Jans Entwicklung anschaue, freue ich mich, dass so etwas Tolles gewachsen ist“, betont Irmela Werner, die Leiterin der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz. „Als Jan ein halbes Jahr alt war, brachte ihn seine Mutter schon in den Babykurs ‚Musik erleben‘ mit.“ Jan nahm auch an der Musikalischen Früherziehung teil und erhielt einige Jahre Flötenunterricht. In der zweiten Klasse hatte Jan über das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ in einer Gruppe den ersten Kontakt mit dem Akkordeon. Dann begann der Einzelunterricht.

„Schon in der Gruppe fiel mir auf, wie gut sich Jan konzentrieren kann und wie ernst er es meint“, sagt seine Akkordeonlehrerin Olga Güntner. „Mir hat auch Schach geholfen. Fürs auswendig Spielen war es die Grundlage“, erklärt Jan. Bis vor Kurzem hat er aktiv beim Sportverein der TU Dresden gespielt. Doch Jans Woche ist voll: Er probt auch in der Akkordeongruppe und im Schulorchester. Seit Anfang 2015 besucht er sogar den Einzelunterricht der Komponistenklasse Dresden. Erste Stücke hat er schon geschrieben.

Sein Akkordeonspiel interessiere seine Freunde nicht wirklich, sagt Jan. Doch er kann auch von seinen ferngesteuerten Modellautos erzählen. Beim Sommer-Cup zum „Großen Preis von Höckendorf“ fuhr er in Ruppendorf kürzlich sein erstes Rennen. In der Kategorie Fighter Race erreichte er den vierten Platz – und freute sich riesig.

 

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